Die Radarbeit – Schliff und Gravur
In der Lobmeyr-Werkstatt wird Glas mit traditionellen
Schliff- und Gravurtechniken veredelt. Überliefertes Handwerk
lässt Glas zur Kostbarkeit werden.
Beim Form gebenden Glasschliff werden größere Mengen Glas vom Rohling, dem
mundgeblasenen
Kristall aus der Glashütte, abgetragen. Das Werkstück wird dabei
an rotierende Steinscheiben
unterschiedlicher Form und Körnung gedrückt, ein Trinkglas
macht den Einsatz von bis zu 15
verschiedenen Scheiben nötig. Entscheidend
ist auch das Polieren. Auf die industrielle Säurepolitur
wird ganz verzichtet, da sie
die Präzision des Handschliffs wieder auflöst. Stattdessen wird das
Glas auf rotierenden
Filz- und Korkscheiben in drei Schritten zum Glänzen gebracht.
Die Königsdisziplin der Glasbearbeitung aber ist die Kupferradgravur. Auf die
Stirnfläche eines
rotierenden Kupferrads wird Schmirgel aufgetragen und das Glas
gegen das Rad gedrückt. Ein
geübter Graveur kann durch Variieren von Profil
und Größe des Rads, Laufgeschwindigkeit,
Schmirgelkörnung und Anordnung der
Schnitte jede gewünschte Schattierung erzielen.
Lobmeyr-Gravuren reichen vom einfachen
Monogramm über feine Ornamente bis zum Meisterstück,
dem „Gemälde“
in Glas. Dieses selten gewordene Handwerk braucht seine Zeit: An einem
gravierten Buchstaben wird im Schnitt eine Stunde gearbeitet. Stücke, die über
1000 Gravurstunden
erfordern, sind keine Ausnahme.
Große Jardinière mit Prismenschliff, Josef Hoffmann 1914
Detail einer aufwändigen Kupferradgravur
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Anzeichnen eines Monogramms mit Tusche
„Schneiden“ der Hauptbalken eines Monogramms
Feinpolieren eines facettierten Pokals
Verschiedene Kupferräder am Arbeitsplatz des Graveurs